Blasenentzündung

Die Diagnose Harnwegsinfekt oder Blasenentzündung bedeutet, dass die Schleimhaut, welche die Harnwege auskleidet, sich entzündet hat. Schuld daran sind meist Bakterien. Können sich Bakterien in Harnröhre oder Harnblase zu stark vermehren, reagiert das Gewebe darauf mit einer Entzündung. Es kommt zum Brennen beim Wasserlassen. Bei Frauen treten Harnwegsinfekte und Blasenentzündungen sehr häufig auf, da Frauen eine kürzere Harnröhre als Männer haben. Dadurch gelangen Bakterien schneller in die Blase. Junge, sexuell aktive Frauen sind speziell gefährdet. Symptome sind unter anderem Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, erschwerte Blasenentleerung, ständiger Harndrang, dunkel gefärbter Urin eventuell mit Blut vermischt sowie Schmerzen und Krämpfe im Unterleib. Jedes Anzeichen einer Blasenentzündung gehört in ärztliche Behandlung, da die Infektion sonst in die oberen Harnwege aufsteigen kann.

Dr. med. Roland Camenzind gibt Auskunft:

1. Wodurch zeichnet sich eine Blasenentzündung aus?
Die «Blasenentzündung» wird im medizinischen Fachjargon Harnwegsinfektion (HWI) oder Zystitis genannt und ist eine der häufigsten bakteriellen Infektionen – etwa die Hälfte aller Frauen ist mindestens einmal im Leben betroffen. Die typischen Symptome sind schmerzhaftes Wasserlösen (Dysurie), häufiges Wasserlösen (Pollakisurie) und Harndrang.

2. Ab wann soll der Arzt aufgesucht werden?
Der Verlauf einer Zystitis ist meist günstig. Ohne Antibiotika verschwinden bei einem Viertel bis knapp der Hälfte der Frauen die Symptome nach vier bis sieben Tagen. Der Arzt sollte bei folgenden Kriterien aufgesucht werden: Fieber, Übelkeit, ausgeprägtes Krankheitsgefühl, stärker ausgeprägte oder andersartige Symptome als üblich oder falls die Symptome länger als fünf bis sieben Tage andauern. Auch wenn Harnwegsinfektionen häufiger vorkommen oder die Patientin schwanger ist, sollte ein Arzt konsultiert werden. Männer sollten bei Verdacht auf eine Harnwegsinfektion immer den Arzt aufsuchen.

3. Wie gefährlich kann eine Blasenentzündung werden?
Das Risiko, eine gefährliche Komplikation zu entwickeln, ist auch ohne Antibiotikatherapie sehr gering. Die gefährlichsten Komplikationen einer Zystitis sind eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) und die Blutvergiftung (Sepsis). Bei der Pyelonephritis steigen die Bakterien von der Harnblase weiter auf bis zur Niere und verursachen Fieber, Schüttelfrost, ein schweres Krankheitsgefühl, Flankenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Schwangere Frauen und Frauen mit einer Grunderkrankung (wie zum Beispiel Diabetes mellitus) oder einer angeborenen Abflussstörung (zum Beispiel ein vesikoureteraler Reflux) haben ein erhöhtes Risiko für diese Komplikationen. Bei der Sepsis treten die Bakterien in die Blutbahn. Dies ist ein schweres Krankheitsbild und führt unbehandelt zum Tod.

4. Können Sie einen Erste-Hilfe-Tipp nennen?
Eine der wichtigsten nicht-antibiotischen Therapiestrategien ist es, viel zu trinken.

5. Weshalb betreffen Blasenentzündungen häufiger Frauen als Männer?
Da es sich beim Harnwegsinfekt meistens um eine aufsteigende Infektion von Bakterien aus dem Genitaltrakt handelt, sind Frauen aufgrund der im Vergleich zum Mann viel kürzeren Harnröhre weit häufiger betroffen.

6. Ist es wahr, dass eine Blasenentzündung durch Sex verursacht werden kann?
Es ist bekannt, dass sexuell aktive Frauen häufiger von Harnwegsinfekten betroffen sind. Dafür gibt es mehrere mögliche Ursachen. Viele Kondome sind mit Spermiziden (zum Beispiel Nonoxynol-9) imprägniert, die starke Risikofaktoren sind. Achtung: Der häufige Wechsel von Sexualpartnern und der ungeschützte Geschlechtsverkehr können zu Geschlechtskrankheiten führen, die unter anderem ähnliche Symptome auslösen können wie ein Harnwegsinfekt. Ausserdem kann exzessive Intimhygiene zu einer Reizung führen, wodurch die Vaginalflora gestört wird und sich Bakterien besser ansiedeln können.

7. Soll während einer Blasenentzündung auf Sex und Oralsex verzichtet werden?
Nach Möglichkeit sollte während eines Harnwegsinfektes auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden. Einerseits ist aufgrund der schmerzhaften Symptome Sex gar nicht möglich und andererseits sind die oben genannten Spermizide für die Vaginalflora schädlich und beeinflussen dadurch die Behandlung negativ.

8. Gibt es präventive Massnahmen?
Präventive Massnahmen beinhalten viel trinken, nach Wasserlösen mit dem Toilettenpapier von vorne nach hinten wischen, bald nach dem Sex Wasserlösen, keine Vaginalduschen, Cranberryprodukte, sexuelle Faktoren evaluieren (vergleiche Frage 6) und gewisse Probiotika (lebende Mikroorganismen), wie zum Beispiel vaginal applizierten Lactobacillus crispatus.

9. Können Sie in wenigen Worten die Grundzüge der Behandlung wiedergeben?
Mit einer antibiotischen Therapie verschwinden die Symptome häufiger und schneller. Heutzutage wird versucht, möglichst wenig Antibiotika einzusetzen, da sich mit dem häufigen Gebrauch auch Bakterien entwickeln können, die unempfindlich (resistent) werden und damit schwieriger zu behandeln sind. Neuere Studien zeigen, dass auch Entzündungshemmer wie zum Beispiel Ibuprofen die Symptome gleich gut und schnell wie Antibiotika lindern.

10. Ist es wahr, dass Cranberry-Saft gar nicht hilft bei einer Blasenentzündung?
Für die Wirksamkeit von Cranberryprodukten gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis. Trotzdem können diese vor allem in der Behandlung von häufig wiederkehrenden Harnwegsinfektionen empfohlen werden, da sie kaum Nebenwirkungen haben und viele Frauen von der Wirksamkeit überzeugt sind.



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