Was hilft bei Blasenentzündung?

Die Blasenentzündung (Zystitis) tritt hauptsächlich bei Frauen auf. Die Entzündung äussert sich durch schmerzhaftes, brennendes, häufiges und erschwertes Wasserlassen. Häufig leiden Betroffene auch unter einem Unterbauchschmerz. Der Urin ist häufig trüb, verfärbt und im Geruch verändert. Bei einigen Betroffenen heilt die Blasenentzündung spontan ab. Die meisten Blasenentzündungen bei Frauen sind unkompliziert – im Gegensatz zu Männern, Schwangeren oder Diabetikern. Diese sollten in jedem Fall antibakteriell behandelt werden. Als Prävention können Sie sich an einige einfache Massnahmen halten: Setzen Sie Ihren Körper nicht unnötig der Kälte oder der Nässe aus. Auch das Sitzen auf kalten Oberflächen kann zu Blaseninfektionen führen. Achten Sie auf eine ausreichende Hygiene. Viele sagen dem Preiselbeerensaft (Cranberrysaft) eine vorbeugende Wirkung nach. Dies ist jedoch nach neuerer Forschung umstritten. Falls Sie dennoch an einer Blasenentzündung erkranken, sollten Sie viel Flüssigkeit zu sich nehmen: Trinken Sie mindestens zwei Liter pro Tag oder mehr. Die Wasserausscheidung wird erhöht und die Bakterien werden so heraus gespült. Unterstützend wirken Blasen- und Nierentees. Vermeiden Sie es nicht, Wasser zu lassen, denn die Blase sollte so oft wie möglich entleert werden. Wenden Sie sich bei starken und anhaltenden Beschwerden an Ihren Arzt. Dieser wird Ihnen eine geeignete antibiotische Therapie verschreiben, die im Allgemeinen innert etwa 3-5 Tagen hilft.

Dr. med. Roland Camenzind gibt Auskunft:

1. Wodurch zeichnet sich eine Blasenentzündung aus?
Die «Blasenentzündung» wird im medizinischen Fachjargon Harnwegsinfektion (HWI) oder Zystitis genannt und ist eine der häufigsten bakteriellen Infektionen – etwa die Hälfte aller Frauen ist mindestens einmal im Leben betroffen. Die typischen Symptome sind schmerzhaftes Wasserlösen (Dysurie), häufiges Wasserlösen (Pollakisurie) und Harndrang.

2. Ab wann soll der Arzt aufgesucht werden?
Der Verlauf einer Zystitis ist meist günstig. Ohne Antibiotika verschwinden bei einem Viertel bis knapp der Hälfte der Frauen die Symptome nach vier bis sieben Tagen. Der Arzt sollte bei folgenden Kriterien aufgesucht werden: Fieber, Übelkeit, ausgeprägtes Krankheitsgefühl, stärker ausgeprägte oder andersartige Symptome als üblich oder falls die Symptome länger als fünf bis sieben Tage andauern. Auch wenn Harnwegsinfektionen häufiger vorkommen oder die Patientin schwanger ist, sollte ein Arzt konsultiert werden. Männer sollten bei Verdacht auf eine Harnwegsinfektion immer den Arzt aufsuchen.

3. Wie gefährlich kann eine Blasenentzündung werden?
Das Risiko, eine gefährliche Komplikation zu entwickeln, ist auch ohne Antibiotikatherapie sehr gering. Die gefährlichsten Komplikationen einer Zystitis sind eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) und die Blutvergiftung (Sepsis). Bei der Pyelonephritis steigen die Bakterien von der Harnblase weiter auf bis zur Niere und verursachen Fieber, Schüttelfrost, ein schweres Krankheitsgefühl, Flankenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Schwangere Frauen und Frauen mit einer Grunderkrankung (wie zum Beispiel Diabetes mellitus) oder einer angeborenen Abflussstörung (zum Beispiel ein vesikoureteraler Reflux) haben ein erhöhtes Risiko für diese Komplikationen. Bei der Sepsis treten die Bakterien in die Blutbahn. Dies ist ein schweres Krankheitsbild und führt unbehandelt zum Tod.

4. Können Sie einen Erste-Hilfe-Tipp nennen?
Eine der wichtigsten nicht-antibiotischen Therapiestrategien ist es, viel zu trinken.

5. Weshalb betreffen Blasenentzündungen häufiger Frauen als Männer?
Da es sich beim Harnwegsinfekt meistens um eine aufsteigende Infektion von Bakterien aus dem Genitaltrakt handelt, sind Frauen aufgrund der im Vergleich zum Mann viel kürzeren Harnröhre weit häufiger betroffen.

6. Ist es wahr, dass eine Blasenentzündung durch Sex verursacht werden kann?
Es ist bekannt, dass sexuell aktive Frauen häufiger von Harnwegsinfekten betroffen sind. Dafür gibt es mehrere mögliche Ursachen. Viele Kondome sind mit Spermiziden (zum Beispiel Nonoxynol-9) imprägniert, die starke Risikofaktoren sind. Achtung: Der häufige Wechsel von Sexualpartnern und der ungeschützte Geschlechtsverkehr können zu Geschlechtskrankheiten führen, die unter anderem ähnliche Symptome auslösen können wie ein Harnwegsinfekt. Ausserdem kann exzessive Intimhygiene zu einer Reizung führen, wodurch die Vaginalflora gestört wird und sich Bakterien besser ansiedeln können.

7. Soll während einer Blasenentzündung auf Sex und Oralsex verzichtet werden?
Nach Möglichkeit sollte während eines Harnwegsinfektes auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden. Einerseits ist aufgrund der schmerzhaften Symptome Sex gar nicht möglich und andererseits sind die oben genannten Spermizide für die Vaginalflora schädlich und beeinflussen dadurch die Behandlung negativ.

8. Gibt es präventive Massnahmen?
Präventive Massnahmen beinhalten viel trinken, nach Wasserlösen mit dem Toilettenpapier von vorne nach hinten wischen, bald nach dem Sex Wasserlösen, keine Vaginalduschen, Cranberryprodukte, sexuelle Faktoren evaluieren (vergleiche Frage 6) und gewisse Probiotika (lebende Mikroorganismen), wie zum Beispiel vaginal applizierten Lactobacillus crispatus.

9. Können Sie in wenigen Worten die Grundzüge der Behandlung wiedergeben?
Mit einer antibiotischen Therapie verschwinden die Symptome häufiger und schneller. Heutzutage wird versucht, möglichst wenig Antibiotika einzusetzen, da sich mit dem häufigen Gebrauch auch Bakterien entwickeln können, die unempfindlich (resistent) werden und damit schwieriger zu behandeln sind. Neuere Studien zeigen, dass auch Entzündungshemmer wie zum Beispiel Ibuprofen die Symptome gleich gut und schnell wie Antibiotika lindern.

10. Ist es wahr, dass Cranberry-Saft gar nicht hilft bei einer Blasenentzündung?
Für die Wirksamkeit von Cranberryprodukten gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis. Trotzdem können diese vor allem in der Behandlung von häufig wiederkehrenden Harnwegsinfektionen empfohlen werden, da sie kaum Nebenwirkungen haben und viele Frauen von der Wirksamkeit überzeugt sind.



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