Professor Dr. Jürgen M. Weiss ist Leiter der Kinderwunsch- und Endokrinologie-Abteilung im Kantonsspital in Luzern in der Schweiz. Im Interview mit «Frag den Apfel» erklärt der Spezialist, wie man mit Hilfe einer Hormontherapie schwanger werden kann.
Wie funktioniert eine Hormontherapie beim Kinderwunsch?
Prof. Dr. Jürgen M. Weiss: Ist die Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch ein verspäteter oder ausbleibender Eisprung, kann er mit einer Hormonbehandlung in Form von Tabletten oder niedrig dosierten Hormonspritzen gefördert werden. Danach kontrolliert der Frauenarzt mittels Ultraschall Anzahl und Grösse der Eibläschen und löst bei Vorhandensein eines sprungreifen Eibläschens (Follikel) den Eisprung mit einer Hormoninjektion aus. Durch diese medikamentöse Steuerung des Eisprungs ist der ideale Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr bekannt.
Wie hoch ist die Erfolgsquote, mit Hilfe von Hormonstimulation schwanger zu werden?
Pro Zyklus liegt diese bei maximal zwischen 10 bis 15 Prozent.
Kann die Hormonbehandlung wiederholt werden?
Ja, beliebig. Wir machen das jedoch 3 bis maximal 6 Mal, dann kommt die Frau in die nächste Stufe. Man probiert es mit einer Insemination und dann einer künstlichen Befruchtung.
Wenn der Frauenarzt bei der Ultraschall-Untersuchung erkennt, dass es nach der Hormoneinnahme zu einer Mehrlingschwangerschaft kommen könnte, löst er dann den Eisprung trotzdem mit einer Hormoninjektion aus?
Mehrlingsschwangerschaften gilt es unbedingt zu verhindern. Bei Zwillingen besprechen wir es mit der Frau und lösen allenfalls aus. Beim Risiko auf Drillinge tendiere ich persönlich dazu, nicht weiterzufahren.
Warum?
Eine Drillings-Schwangerschaft stellt nicht nur für die Frau eine enorme physische Belastung und ein Risiko dar. Auch die Kinder sind gefährdet: Frühgeburten, Hirnblutungen, Lungenstörungen und andere Probleme können auftreten. Eine solche Schwangerschaft wird eindeutig als eine Hochrisiko-Schwangerschaft eingestuft.
In der Schweiz ist zurzeit jedes sechste Paar ungewollt kinderlos und diese Zahl hat aus verschiedenen Gründen eine steigende Tendenz. Für die Betroffenen kann dies eine sehr grosse Belastung darstellen.
Glücklicherweise hat die moderne Medizin in den letzten Jahren in diesem Bereich viele Fortschritte gemacht und die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Schwangerschaft hat sich deutlich verbessert. Nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf:
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