Kaiserschnitt oder natürliche Geburt – Was ist besser?

Erstmalig seit 2012 hat die Zahl der Kaiserschnittgeburten leicht abgenommen. Zuvor hatte sich die Rate innerhalb von 20 Jahren mehr als verdoppelt. Doch welche Gründe sind bei dieser Wahl massgebend?

Gesunde Frauen, bei welchen kein klarer medizinischer Grund für einen Kaiserschnitt vorliegt, wie etwa eine Querlage oder ein zu grosses Kind, haben die Wahl zwischen einer natürlichen Geburt und einem geplanten Wunschkaiserschnitt. Allerdings legen weder der Schweizerische Hebammenverband noch die Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe bisher eine offizielle Broschüre vor, in welcher die Risiken der verschiedenen Geburtsarten miteinander verglichen werden. Der Grund hierfür findet sich in der sehr dünnen und teilweise widersprüchlichen medizinischen Faktenlage, weshalb allgemeingültige Angaben zu Vor- und Nachteilen kaum möglich sind.

Oft liegen falsche Gründe für einen Kaiserschnitt vor
Häufig entscheiden sich Frauen für einen Kaiserschnitt, da die Angst vor der bevorstehenden Geburt zu gross ist. Die amerikanische National Institutes of Health hält in einem Konsenspapier von 2006 jedoch fest, dass in solchen Fällen nicht zu einem Kaiserschnitt zu raten ist, sondern der werdenden Mutter die Möglichkeiten der modernen Schmerzbekämpfung (Periduralanästhesie) im Rahmen einer vaginalen Geburt erklärt werden sollen. Ebenfalls wird für Frauen, welche noch weitere Kinder wünschen kein Kaiserschnitt empfohlen. Das Risiko, dass die Plazenta an einer ungünstigen Stelle in der Gebärmutter einwächst ist zu gross. In der Folge könnte dies zu lebensgefährlichen Blutungen bei einer (natürlichen) Geburt führen. Auch das Risiko, dass die Gebärmutter bei einer nächsten vaginalen Geburt reisst, erhöht sich durch einen Kaiserschnitt.

Vor- und Nachteile wiegen ungefähr gleich auf
Frauen bleiben nach einem Kaiserschnitt vergleichsweise länger hospitalisiert. Ausserdem scheint es häufiger Komplikationen wie Infektionen, Thrombosen und Embolien zu geben. Vaginale Blutungen sind hingegen selten. Was die Verletzungsgefahr des Kindes betrifft, so schneidet die natürliche Geburt gemäss dem aktuellen Erkenntnisstand minim schlechter ab: Knochenbrüche und Verletzungen von Nervensträngen treten etwas häufiger auf. Auch die Gefahr eines Sauerstoffmangels kann bei einer natürlichen Geburt aufgrund einer straff um den Kindeshals liegenden Nabelschnur etwas grösser sein. In Bezug auf Schmerzen bei der Mutter drei Monate nach der Geburt schneiden beiden Geburtsarten gleich ab. Auch bei einem Vergleich auf spätere Harn- oder Stuhlinkontinenz sowie Störungen der Sexualität sind die Langzeitergebnisse ähnlich.

Da die Sache medizinisch sehr unklar ist, ist die individuelle Beratung einer Frau zentral. Während Hebammen ihre Aufgabe eher in der Unterstützung und Förderung der Frauen und von natürlichen Prozessen sehen, sind Ärzte eher gewillt in diese Prozesse einzugreifen. Neben den rein medizinischen Faktoren dürfen aber auch die psychologischen Aspekte der Geburt nicht aus den Augen verloren werden: Das Auf-die-Welt-Kommen und die ersten Stunden sind für die Mutter-Kind-Beziehung von grosser Bedeutung. Solch eine wichtige Lebensphase dürfte nur in dringenden Fällen durch einen operativen Eingriff gestört werden.



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